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Johannes und die Synoptiker Protokoll der 1. Sitzung am 17. Oktober 2007 1. Technisches Zu Beginn der Sitzung werden die TeilnehmerInnen- und die ProtokollantInnenliste erstellt. Im Lauf der Sitzung werden auch erste ReferentInnen notiert. Diese sind den einschlägigen Dokumenten unter www.neutestamentliches-repetitorium.de zu entnehmen. 2. Einführung in das Thema»Johannes und die Synoptiker«Das Modell zur Lösung des synoptischen Problems (vgl. die Abbildung auf Seite 2), das allen TeilnehmerInnen spätestens aus dem Proseminar geläufig ist, wird hier nicht mehr diskutiert, sondern einfach vorausgesetzt. Die Frage ist nun, wie sich unser Johannesevangelium zu diesem Modell verhält. Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten: Johannes gehört über das Schema, d. h. er ist älter als die synoptischen Evangelien. Diese Hypothese wurde zuletzt vertreten von J. A. T. Robinson 1 und Klaus Berger 2. 1 J. A. T. Robinson: The Priority of John, hg. v. J. F. Cookley, London 1985. Deutsche Übersetzung unter dem Titel Johannes das Evangelium der Ursprünge, hg. v. H.-J. Schulz, Bibelwissenschaftliche Monographien 4, Wuppertal 1999. 2 Klaus Berger: Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums, Stuttgart 1997. In der neuen Einleitung von Petr Pokorný und Ulrich Heckel (Einleitung in das Neue Testament. Seine Literatur und Theologie im Überblick, UTB 2798, Tübingen 2007, S. 547, Anm. 18) wird irrtümlich behauptet, dies sei auch die These von P. Gardner-Smith, den die Autoren in einem Aufwasch gleich noch nach Amerika versetzen, worüber sich Gardner-Smith schwerlich gefreut hätte (der Protokollant schließt von sich auf andere... ): In Amerika war der wichtigste Vertreter [sc. für die Johannespriorität, Zusatz P. P.] P. Gardner-Smith... Wir wollen nicht hoffen, daß dieses in jeder Hinsicht irreführende Referat für das Buch symptomatisch ist.

2 Johannes und die Synoptiker Sondergut Matthäus Markus- Evangelium Matthäus- Evangelium Logienquelle Q Lukas- Evangelium Sondergut Lukas Johannes gehört unter das Schema, d. h. er ist jünger als die synoptischen Evangelien. Mit dieser Hypothese geht in der Regel eine zweite Hand in Hand, wonach Johannes von einem oder mehreren Synoptikern literarisch abhängig ist. Diese Position vertraten vor dem zweiten Weltkrieg Hans Windisch 3 und B. H. Streeter 4. Gegenwärtig ist dies die Auffassung der überwiegenden Mehrheit der Sachkenner. Johannes gehört neben das Schema, d. h. er ist von den Synoptikern unabhängig. Diese Position wurde im 20. Jahrhundert vor allem durch das Büchlein von P. Gardner-Smith vertreten. 5 Dieser Protokollant das sei hier ausdrücklich angefügt neigt der These von P. Gardner-Smith zu. 3 Hans Windisch: Johannes und die Synoptiker. Wollte der vierte Evangelist die älteren Evangelien ergänzen oder ersetzen?, UNT 12, Leipzig 1926. 4 Burnett Hillman Streeter: The Four Gospels. A Study of Origins. Treating of the Manuscript Tradition, Sources, Authorship, & Dates, London 4 1930 (1. Auflage 1924). 5 P.[ercival] Gardner-Smith: Saint John and the Synoptic Gospels, Cambridge 1938. Zur Korrektur der oben berichteten falschen Darstellung bei Pokorný/Heckel (vgl. Anm. 2) sei hier ausdrücklich angefügt, daß nach Gardner-Smith das Johannesevangelium später zu datieren ist als Markus (aber früher als Matthäus und Lukas!): We do not know the date of St Mark with any certainty, and as to the date of the other Synoptists there is very little evidence, but few critics would put them much earlier than A.D. 85 90. Is there any compelling reason for supposing that St John is much later? Is it certain that he must be put so late? If Matthew and Luke knew Mark, and John did not, there is a prima facie case for putting the Fourth Gospel before the First and Third. Indeed, we

Protokoll der 1. Sitzung am 17. Oktober 2007 3 3. Die klassische Lösung am Beispiel von B. H. Streeter Streeter behandelt das Johannesevangelium auf den Seiten 361 481 seines Buches. Für unsere Fragestellung sind die Seiten 365 426 von Bedeutung, die hier in aller Kürze referiert werden sollen. Streeter betont die Sonderstellung des Johannesevangeliums:... the Fourth Gospel stands apart. It does not purport to be a Life of Christ. 6 Er sieht Johannes als einen christokratischen Mystiker wir zuvor schon Paulus einer gewesen sei. But he had lived longer and meditated more than Paul, and is thus able to give a simpler, clearer, and in a sense a calmer, expression to his creed. 7 Johannes schreibt in Ephesos for a church of which the more cultivated, if not the majority, of the members had been educated in Greek schools and on Greek literature. 8 Was die Datierung angeht, so plädiert Streeter für ungefähr 90; zu dieser Zeit gab es in Ephesos seit langem das Markusevangelium und neuerdings auch Lukas; it is possible that Matthew had not yet reached Ephesus 9. In diesem Zusammenhang legt Streeter Wert auf die Feststellung, daß Johannes selbstverständlich auch Traditionen besaß, die von den Synoptikern unabhängig waren; it would be strange if this did not include some sayings as well. 10 Was die methodischen Zugänge betrifft, so hält Streeter die literarkritische Analyse des Johannesevangeliums für grotesque : As well hope to start with a sting Das klassische dictum... of sausages and reconstruct the pig. 11 Wie später Rudolf Bultmann in seinem Kommentar zum Johannesevangelium 12 nimmt auch Streeter eine Unordnung im Evangelium an (»Blattvertauschung«): At any rate there are certain places where the connection is immensely improved if we suppose there has been an accidental transposition of pararaphs or sections. 13 Blattvertauschung Streeter legt Wert auf die eigenständige Arbeitsweise des Johannes: Er was not likely to write, like the other Evangelists, with a copy of Mark or any other domight tentatively suggest that Mark and John were almost contemporaries (a. a. O., S. 95; vgl. dazu auch sein abschließendes Schaubild nach S. 97, das Johannes aber näher zu Lukas und Matthäus rückt als zu Markus). 6 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 365. 7 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 371. 8 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 370. 9 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 371. 10 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 372. 11 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 377. 12 Rudolf Bultmann: Das Evangelium des Johannes, KEK II, Göttingen 19 1968 (1. Aufl. 1941); dazu das Ergänzungsheft, Neubearbeitung 1957, Göttingen 1968. 13 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 380.

4 Johannes und die Synoptiker Ergebnis cument in front of him. 14 Er schreibt in Kenntnis von Markus und Lukas und möchte die markinische Fassung in etlichen Punkten korrigieren. Dies gilt insbesondere für die Chronologie. Bei Markus kann von einer»chronologie«eigentlich noch gar keine Rede sein. John is the first and only one of the Evangelists who attempts a chronology. 15 Diese rechnet mit einer ungefähr zweieinhalbjährigen Wirksamkeit Jesu; dieser Zeitraum ist auch historisch viel wahrscheinlicher als die einjährige Wirksamkeit, die Markus anzunehmen scheint. 16 Streeter formuliert sein Ergebnis folgendermaßen: The Gospels of Mark, Luke and John form, it would seem, a series Luke being dependent on Mark, and John on both the others. This conclusion of documentary analysis is confirmed by its correspondence with a parallel evolution in the doctrinal emphasis in the several Gospels. Here also Mark, Luke and John form a progressive series the characteristic direction of which is a tendency to make more and more of the idea of Christianity as the universal religion, free from the limitations of its Jewish origin, and, along with this, to lay less and less stress on the original Apocalyptic expectation of an immediate visible Return of the Master. The Fourth Gospel is thus the climax reached in the development of theology in the New Testament towards the naturalisation of Christianity in the Hellenic world. 17 Mk 1,14 15//Mt 4,12 17// Luk 3,19 22 4. Der geographische und der chronologische Rahmen Nach der Vorstellung des Semesterplans und der Verteilung der ersten Referate 18 beginnen wir noch mit der Diskussion der Texte, die für den geographischen und den chronologischen Rahmen des Johannesevangeliums im Unterschied zu dem der Synoptiker von Interesse sind. Für die Synoptiker ist zentral die Aussa- ge des Markus in Mk 1,14 15, die sowohl Matthäus (Mt 4,12 17) als auch Lukas (Luk 3,19 22) in dem Punkt, der für unsere Fragestellung zentral ist, übernommen haben: Die Wirksamkeit Jesu in Galiläa beginnt nach der Gefangennahme des Täufers. In den Worten des Markus: 14 µετὰ δὲ τὸ παραδοθῆναι τὸν Ιωάννην ἦλθεν ὁ Ιησοῦς εἰς τὴν Γαλιλαίαν κηρύσσων τὸ εὐαγγέλιον τοῦ θεοῦ 15 καὶ λέγων ὅτι πεπλήρωται ὁ καιρὸς καὶ ἤγγικεν ἡ βασιλεία τοῦ θεοῦ µετανοεῖτε καὶ πιστεύετε ἐν τῷ εὐαγγελίῳ. 14 Nachdem Johannes (in das Gefängnis) 14 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 397. 15 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 424. 16 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 421. 17 Burnett Hillman Streeter, a. a. O., S. 424 425. 18 Siehe die gesonderte Liste unter www.neutestamentliches-repetitorium.de.

Protokoll der 1. Sitzung am 17. Oktober 2007 5 überliefert worden war, kam Jesus nach Galiläa, verkündigte das Evangelium Gottes 15 und sagte:»erfüllt ist die Zeit und nahegekommen ist das Reich Gottes. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!«Nach den Synoptikern ist also die Zeit der Wirksamkeit des Johannes des Täufers zuende, als Jesus mit seiner eigenen Verkündigung beginnt. Diese wird von Anfang an in Galiläa angesiedelt. In beiden Punkten unterscheidet sich das Johannesevangelium von den Synoptikern: Es rechnet mit einer gleichzeitigen, ja geradezu konkurrierenden Wirksamkeit des Täufers und Jesu, und es beschränkt diese Verkündigung Jesu nicht auf Galiläa. 5. Hausaufgabe für die zweite Sitzung In der zweiten Sitzung geht es weiterhin um den geographischen und den chronologischen Rahmen der Wirksamkeit Jesu. Folgende Texte sind dafür heranzuziehen: Joh 3,22 26; 4,1 3; 4,46; 5,1; 6,1; 7,1 2.10 13; 8,1; 10,40 42; 11,54 57. Diese Texte sind aus dem Griechischen zu übersetzen. Für die Interpretation soll ein beliebiger Kommentar zum Johannesevangelium zu den einzelnen Stellen konsultiert werden. Anhang: Euseb zur Absicht des Johannesevangeliums Die klassische Hypothese, wonach Johannes Markus und Lukas voraussetzt, wurde schon vor Streeter von Hans Windisch vertreten. 19 Auch er nimmt an, daß Johannes das Markusevangelium gekannt habe. 20 Weniger sicher ist nach Windisch die Bekanntschaft mit den beiden andern Synoptikern, doch nimmt er wie Streeter die Bekanntschaft mit Lukas an; über Streeter hinaus auch die mit Matthäus. 21 Wenn man nun von einer Kenntnis der Synoptiker ausgeht, so muß man fragen: Was bezweckte der vierte Evangelist mit seinem eigenen Buch? Im Unterschied zu Lukas (Luk 1,1 4) hat er sich dazu nicht in einem Proömium geäußert. Für Windisch spitzt sich diese Frage auf die Alternative zu: Wollte der vierte Evangelist die 19 Hans Windisch: Johannes und die Synoptiker. Wollte der vierte Evangelist die älteren Evangelien ergänzen oder ersetzen?, UNT 12, Leipzig 1926. 20 Vgl. Hans Windisch, a. a. O., S. 46 48. 21 Hans Windisch, a. a. O., S. 48 52. Er hat die Synoptiker gekannt; aber er hat sie nicht geschätzt: Joh.... stand den synopt.[ischen] Schriften sehr kritisch gegenüber, konnte für seine Zwecke nur wenig synopt.[ische] Stoffe gebrauchen und besaß noch andere Traditionen, die er den Synopt.[ikern] gegenüber bevorzugte (S. 53).

6 Johannes und die Synoptiker älteren Evangelien ergänzen oder ersetzen? 22 Die kirchliche Überlieferung rechnet mit der Absicht der Ergänzung. Schon bei Clemens von Alexandrien (zitiert von Euseb: H. E. VI 14,7) ist der Gedanke der Ergänzung zum ersten Male deutlich gefaßt; nur ist es bezeichnenderweise nicht auf den Erzählungsstoff als solchen bezogen, sondern auf die theologische Würdigung des in seinen Worten und Taten sich widerspiegelnden Herrn: als letzter in der Reihe der Evangelisten hat Joh., da er erkannte, daß in den (älteren) Evangelien nur die menschliche... Seite (in dem Erscheinen des Herrn) dargestellt sei, veranlaßt von den Freunden und vom Geist inspiriert, ein pneumatisches Evangelium verfaßt. In ihrer ältesten Fassung ist die Ergänzungstheorie somit theologisch, nicht historisch orientiert. 23 Die erste ausführliche Darlegung der von Windisch so genannten Ergänzungstheorie aber stammt von Euseb selbst (H. E. III 24,7 13). Danach hat Joh. einerseits die drei älteren Evgln. ausdrücklich anerkannt und ihnen das Zeugnis der Wahrheit zuerteilt, andererseits hat er sie für unvollständig erklärt und hat zu ihrer Ergänzung sein eigenes Evgl. geschrieben. 24 7 ἤδη δὲ Μάρκου καὶ Λουκᾶ τῶν Übersetzung κατ αὐτοὺς εὐαγγελίων τὴν ἔκδοσιν πεποιηµένων, Ιωάννην φασὶ τὸν πάντα χρόνον ἀγράφῳ κεχρηµένον κηρύγµατι, τέλος καὶ ἐπὶ τὴν γραφὴν ἐλθεῖν τοιᾶσδε χάριν αἰτίας. τῶν προαναγραφέντων τριῶν εἰς πάντας ἤδη καὶ εἰς αὐτὸν διαδεδο- µένων, ἀποδέξασθαι µέν φασιν, ἀλήθειαν αὐτοῖς ἐπιµαρτυρήσαντα, µόνην δὲ ἄρα λείπεσθαι τῇ γραφῇ τὴν περὶ τῶν ἐν πρώτοις καὶ κατ ἀρχὴν τοῦ κηρύγµατος ὑπὸ τοῦ Χριστοῦ πεπραγµένων διήγησιν. 8 καὶ ἀληθής γε ὁ λόγος. τοὺς τρεῖς γοῦν εὐαγγελιστὰς συνιδεῖν πάρεστιν µόνα τὰ µετὰ τὴν ἐν τῷ δεσµωτηρίῳ Ιωάννου τοῦ βαπτιστοῦ κάθειρξιν ἐφ ἕνα ἐνιαυτὸν πεπραγ- 22 So der Untertitel des Buches. 23 Hans Windisch, a. a. O., S. 5. 24 Hans Windisch, a. a. O., S. 6.

Protokoll der 1. Sitzung am 17. Oktober 2007 7 µένα τῷ σωτῆρι συγγεγραφότας αὐτό τε τοῦτ ἐπισηµηναµένους κατ ἀρχὰς τῆς αὐτῶν ἱστορίας 9 µετὰ γοῦν τὴν τεσσαρακονταήµερον νηστείαν καὶ τὸν ἐπὶ ταύτῃ πειρασµὸν τὸν χρόνον τῆς ἰδίας γραφῆς ὁ µὲν Ματθαῖος δηλοῖ λέγων «ἀκούσας δὲ ὅτι Ιωάννης παρεδόθη, ἀνεχώρησεν» ἀπὸ τῆς Ιουδαίας «εἰς τὴν Γαλιλαίαν», ὁ δὲ Μάρκος ὡσαύτως 10 «µετὰ δὲ τὸ παραδοθῆναι» φησίν» Ιωάννην ἦλθεν Ιησοῦς εἰς τὴν Γαλιλαίαν», καὶ ὁ Λουκᾶς δὲ πρὶν ἄρξασθαι τῶν τοῦ Ιησοῦ πράξεων, παραπλησίως ἐπιτηρεῖ, φάσκων ὡς ἄρα προσθεὶς Ηρῴδης οἷς διεπράξατο πονηροῖς,»κατέκλεισε τὸν Ιω- άννην ἐν φυλακῇ». 11 παρακληθέντα δὴ οὖν τούτων ἕνεκά φασι τὸν ἀπόστολον Ιω- άννην τὸν ὑπὸ τῶν προτέρων εὐαγγελιστῶν παρασιωπηθέντα χρόνον καὶ τὰ κατὰ τοῦτον πεπραγµένα τῷ σωτῆρι (ταῦτα δ ἦν τὰ πρὸ τῆς τοῦ βαπτιστοῦ καθείρξεως) τῷ κατ αὐτὸν εὐαγγελίῳ παραδοῦναι, αὐτό τε τοῦτ ἐπισηµήνασθαι, τοτὲ µὲν φήσαντα»ταύτην ἀρχὴν ἐποίησεν τῶν παραδόξων ὁ Ιησοῦς», τοτὲ δὲ µνη- µονεύσαντα τοῦ βαπτιστοῦ µεταξὺ τῶν Ιησοῦ πράξεων ὡς ἔτι τότε βαπτίζοντος ἐν Αἰνὼν ἐγγὺς τοῦ Σαλείµ, σαφῶς τε τοῦτο δηλοῦν ἐν τῷ λέγειν. «οὔπω γὰρ ἦν Ιωάννης βεβληµένος εἰς φυλακήν». 12 οὐκοῦν ὁ µὲν Ιωάννης τῇ τοῦ κατ αὐτὸν εὐαγγελίου γραφῇ τὰ µηδέπω τοῦ βαπτιστοῦ εἰς φυ-

8 Johannes und die Synoptiker λακὴν βεβληµένου πρὸς τοῦ Χριστοῦ πραχθέντα παραδίδωσιν, οἱ δὲ λοιποὶ τρεῖς εὐαγγελισταὶ τὰ µετὰ τὴν εἰς τὸ δεσµωτήριον κάθειρξιν τοῦ βαπτιστοῦ µνηµονεύουσιν 13 οἷς καὶ ἐπιστήσαντι οὐκέτ ἂν δόξαι διαφωνεῖν ἀλλήλοις τὰ εὐαγγέλια τῷ τὸ µὲν κατὰ Ιωάννην τὰ πρῶτα τῶν τοῦ Χριστοῦ πράξεων περιέχειν, τὰ δὲ λοιπὰ τὴν ἐπὶ τέλει τοῦ χρόνου αὐτῷ γεγενηµένην ἱστορίαν εἰκότως δ οὖν τὴν µὲν τῆς σαρκὸς τοῦ σωτῆρος ἡµῶν γενεαλογίαν ἅτε Ματθαίῳ καὶ Λουκᾷ προγραφεῖσαν ἀποσιωπῆσαι τὸν Ιωάννην, τῆς δὲ θεολογίας ἀπάρξασθαι ὡς ἂν αὐτῷ πρὸς τοῦ θείου πνεύµατος οἷα κρείττονι παραπεφυλαγµένης. Peter Pilhofer