1 Lektion 1: O- und A-Deklination (Grundformen) 1.1 O-Deklination m/n m/n N -ος / -ον -οῐ / -ᾰ G -ου -ων D -ῳ -οις A -ον / -ον -ους / -ᾰ Im Nominativ und Akkusativ hat das Neutrum eigene Formen. Nominativ und Akkusativ sind wie im Lateinischen im Neutrum immer gleich. Auch der Artikel gehört in diese Deklination, lerne ihn gleich mit. Übe von Anfang an, auf den Akzenten zu betonen, das erleichtert später das Lernen und das Unterscheiden von Formen sehr! 1.1.1 Maskulina der O-Deklination: ὁ κόσμος "der Kosmos" N ὁ κόσμ ος οἱ κόσμ οι G τοῦ κόσμ ου τῶν κόσμ ων D τῷ κόσμ ῳ τοῖς κόσμ οις A τὸν κόσμ ον τοὺς κόσμ ους 1.1.2 Neutra der O-Deklination: τὸ ἄστρον "der Stern" N τὸ ἄστρ ον τὰ ἄστρ α G τοῦ ἄστρ ου τῶν ἄστρ ων D τῷ ἄστρ ῳ τοῖς ἄστρ οις A τὸ ἄστρ ον τὰ ἄστρ α Beachte: Neutra im ural als Subjekt haben immer ein Prädikat im Singular: Τὰ ἄστρα ἐν τῷ οὐρανῷ ἐστιν.
1.2 A-Deklination: Stämme auf -η und langes -ᾱ LAUTREGEL: Die "Eier-Regel" Das lange ᾱ ist im attischen Griechisch (dem Dialekt von Athen, den du fürs Graecum lernst), zu η geworden. Nur hinter ε, ι und ρ bleibt das ursprüngliche ᾱ erhalten. Das macht sich in der A-Deklination nur im Singular bemerkbar, im ural sind die Formen gleich. Beachte immer: Nur langes ᾱ kann sich zu η verschieben. Ein kurzes ᾰ ist nie von dieser Lautverschiebung betroffen. Die Längenzeichen werden im griechischen Text nicht geschrieben; sie stehen hier nur zur Verdeutlichung. nach ε, ι, ρ N -η -ᾱ -αῐ G -ης -ᾱς -ῶν * D -ῃ -ᾳ -αι ς A -ην -ᾱν -ᾱς 1.2.1 Langes ᾱ wird zu η: ἡ σελήνη "der Mond" N ἡ σελήν η αἱ σελῆν αι G τῆς σελήν ης τῶν σελην ῶν * D τῇ σελήν ῃ ταῖς σελήν αις A τὴν σελήν ην τὰς σελήν ας 1.2.2 Langes ᾱ bleibt erhalten hinter ε, ι, ρ: ἡ οἰκίᾱ "das Haus" N ἡ οἰκί ᾱ αἱ οἰκί αι G τῆς οἰκί ᾱς τῶν οἰκι ῶν * D τῇ οἰκί ᾳ ταῖς οἰκί αις A τὴν οἰκί ᾱν τὰς οἰκί ᾱς * Der Genitiv ural der A-Deklination ist immer endbetont. Das zu wissen, kann später beim Bestimmen einer Form hilfreich sein!
1.3 Erste Verbformen: ἐστι(ν) εἰσι(ν) (er, sie, es) ist (sie) sind Das ν in Klammern kann, aber muss nicht stehen. Meist steht es vor Interpunktionen, aber das ist keine eherne Regel. Nochmal zur Erinnerung: Neutra als Subjekt haben immer ein Prädikat im Singular! Das erklärt man sich zumeist mit einer Art Kollektiv-Vorstellung: viele Büsche = das Gebüsch, und analog: viele Sterne = das "Gesterne" viele Kinder = das "Gekinder" die Regel gilt also auch, wenn Personen gemeint sind! 1.4 Erste Präpositionen (immer auf die Frage WO?): ἐν + Dativ ὑπό + Dativ πρός/παρά + Dativ ἐπί + Genitiv in unter bei auf Hausaufgabe: 1. Nimm die Zeichnung vom Kosmos zu Hilfe. Trainiere alle Deklinationsformen anhand der Wörter, die du dort findest, immer mit dem Artikel. Sprich alles laut aus, um es dir auch über das Gehör einzuprägen! 2. Bilde einige Sätze mit Hilfe von ἐστι(ν) und εἰσι(ν) und den ersten Präpositionen. Es muss nicht dasselbe sein, was auf dem Bild zu sehen ist du kannst frei erfinden! Schreibe die Sätze auf. Auf die Akzente brauchst du dabei erstmal nicht zu achten. Die folgenden Seiten kannst du vorerst überspringen. Sie stehen schon hier, damit du später die A- und O- Deklination auf einen Blick zusammenhast. Du kannst später hierher zurückspringen, wenn wir die Formen brauchen.
1.5 A-Deklination: Stämme mit kurzem ᾰ Die oben gelernten A-Stämme haben alle ein langes ᾱ, das gemäß der Eier-Regel mal als α und mal als η erscheint. Es gibt aber auch Stämme mit kurzem ᾰ. Bei diesen Wörtern lautete die Endung ursprünglich jᾰ; das j ist später weggefallen und hinterließ oft einen Zischlaut. Das betrifft nur den N. A. Singular: Dort greift nämlich die Eier-Regel nicht, weil ein kurzes ᾰ nicht zum langen η werden kann. Beispiele: ἡ τράπεζᾰ < *(τε)τραπεδ-jᾰ ἡ δόξᾰ < *δοκ-jα Tisch Meinung, Schein, Ruhm Diese Stämme erkennt man genau daran: dass sie scheinbar gegen die Eier-Regel verstoßen. Sie spielen in der Deklination der Partizipien eine wichtige Rolle. Alle aktivisch gebildeten femininen Partizipien haben jᾰ-stämme und damit im N. A.. ein kurzes ᾰ, das nie zu η wird. Wir werden diese Partizipien mit der 3. Deklination lernen. N ἡ δόξ ᾰ αἱ δόξ αι (nicht betroffen) G τῆς δόξ ης (nicht betroffen) τῶν δοξ ῶν (nicht betroffen) D τῇ δόξ ῃ (nicht betroffen) ταῖς δόξ αις (nicht betroffen) A τὴν δόξ ᾰν τὰς δόξ ας (nicht betroffen) 1.6 Feminina der O-Deklination Nicht nur Maskulina und Neutra, sondern auch einige Feminina gehören zur O-Deklination. Sie werden genauso dekliniert wie die Maskulina, haben aber feminine Artikel, Attribute und Prädikativa. Wichtige Wörter dieser Guppe sind ἡ ὁδός ἡ νόσος ἡ νῆσος ἡ βίβλος ἡ παρθένος, "Weg" (daher auch ἡ μέθοδος, ἄνοδος, κάθοδος, περίοδος, ἔξοδος ) "Krankheit" "Insel" "Buch" "Jungfrau" und Eigennamen von Ländern, Städten und Inseln: ἡ Αἴγυπτος, ἡ Κόρινθος, ἡ Δῆλος, ἡ Ἥπειρος, ἡ Πελοπόννησος.
1.7 Maskulina der A-Deklination Ebenso gibt es wie im Lateinischen Maskulina der A-Deklination. Sie haben im Nominativ und Genitiv. abweichende Formen: ὁ νεανίας "junger Mann" N ὁ νεανί ᾱς οἱ νεανί αι G τοῦ νεανί ου τῶν νεανι ῶν D τῷ νεανί ᾳ τοῖς νεανί αις A τὸν νεανί ᾱν τοὺς νεανί ᾱς Bei νεανίας greift die "Eier-Regel", daher bleibt das ᾱ im. erhalten. Andere wichtige Wörter dieser Gruppe sind ὁ πολίτης, πολίτου ὁ ποιητής, ποιητοῦ ὁ Πέρσης, Πέρσου ὁ δικαστής, δικαστοῦ "Bürger" "Dichter" "Perser" "Richter".