in drei Teilen: A B C Teil A Begriff 'Wortart' die O-Deklination (I.): Maskulina (= Wörter männlichen Geschlechts) Begriffe: 'Kasus', 'Genus', 'Numerus' bei Substantiven die Präpositionen die vier Übersetzungsmöglichkeiten des gr. Dativs: 1. "normaler Dativ" (Frage wem?), 2. Vorteil ('für'), 3. Grund ('wegen'), 4. Mittel ('durch') sog. 'attributive' Stellung (d.h. zwischen bestimmtem Artikel und Substantiv) von Adjektiven und Adverbien das Verb 1 : Modi Indikativ und Imperativ im Präsens aktiv der Verbalsatz Haupt- und Nebensatz die zwei Verneinungen (Negationen) οὐ und μή Teil B die O-Deklination (II.): Neutra Subjekt im Neutrum Plural mit dem Verb im Singular das Verb εἰμί im Präsens Indikativ: 3.Sg. (ἐστίν) u. 2.Pl. (ἐσμέν) die 3-endige Adjektive auf -ος, -η (bzw. -α), -ον der Nominalsatz die Enklise (Tonanlehnung beim Akzent) Teil C das unregelmäßige Verb εἰμί 'sein' im Präsens die Possessivpronomina (Pronomina der Besitzanzeige) 1 Vgl. SCHOEBE, Elementargrammatik 12. 17
Teil A I. Die Maskulina (= Substantive männlichen Geschlechts) der O-Deklination 'Stamm' = unveränderlicher Teil und Bedeutungsträger : κυρι 'Herr' Kasus S INGULAR (Einzahl) N ὁ κύρι ος - ος der Herr G τοῦ κυρί ου [ου = ū] - ου des Herrn D τῷ κυρί ῳ [ῳ = ō] - ῳ 1 dem Herrn 2 für den Herrn 3 durch den Herrn 4 wegen des Herrn A τὸν κύρι ον - ον den Herrn V (ὦ) κύρι ε - ε (oh) Herr Kasus P LURAL (Mehrzahl) N οἱ κύρι οι -οι die Herren (Subjekt) G τῶν κυρί ων -ων der Herren D τοῖς κυρί οις -οις 1 den Herren 2 für die Herren 3 durch die Herren 4 wegen der Herren A τοὺς κυρί ους [ου = -ους die Herren (Objekt) ū] {V (ὦ) κύρι οι -οι (oh) Herren} = N Die Kasusendungen des Substantivs (graue Spalte in der Mitte) sind immer identisch mit dem bestimmten Artikel (vgl. z.b. im Gen. Sg. Art. τοῦ Endung -οῦ), außer im Nominativ Singular (Art. ὁ / Endung - ος). Der Vokativ hat keine eigene Artikelform. Merke v.a., wie der Akzent im Laufe der Deklination sich im Wort "nach vorne" (im N, A, V) und "nach hinten" (im G, D) bewegt, je nachdem, ob der letzte Vokal der Form kurz (N, A, V) oder lang (G, D) ist. 18
II. Das Verb: die Modi Indikativ und Imperativ Modus: Tempus: Diathese: Indikativ Präsens aktiv Stamm πιστευ- 'glauben' 1. Person Singular πιστεύ ω - ω ich glaub.e 2. Person Singular πιστεύ εις - εις du glaub.st 3. Person Singular πιστεύ ει - ει er/sie/es glaub.t 1. Person Plural πιστεύ ομεν - ομεν wir glaub.en 2. Person Plural πιστεύ ετε - ετε ihr glaub.t 3. Person Plural πιστεύ ουσι(ν ) 2 [ου = ū] - ουσι(ν ) sie glaub.en Modus: Tempus: Diathese: Imperativ [= Befehlsform] Präsens aktiv 2. Sg. πίστευ ε -ε glaube! / du sollst glauben! 2. Pl. πιστεύ ετε -ετε glaubt! / ihr sollt glauben! 3. Sg. πιστευ έτω -έτω er/sie/es soll glauben! 3. Pl. πιστευ έτωσαν -έτωσαν sie sollen glauben! Die zwei Verneinungen (Negationen) οὐ und μή οὐ - vor Lenis: οὐκ - vor Asper: οὐχ μή verneint den Modus Indikativ, d.h. leugnet ein Faktum hat NIE den Akzent! (gehört zu den ATONA) verneint den Modus Imperativ, d.h. lehnt einen Gedanken (Wunsch, Befehl) ab hat IMMER den Akzent (i.d.r. den Gravis)! 2 Dieses ν am Ende der 3. Pl. kann beliebig da stehen oder nicht, daher wird es in Klammern gesetzt. Mit oder ohne ν ändert sich die Form (und die Übersetzung) überhaupt nicht. Man nennt es "bewegliches ν" (oder ν ἐφελκυστικόν). 19
Teil A Übungssätze: Zur Methode beim Übersetzen: Altgriechisch ist (leider) keine moderne Fremdsprache wie Englisch, Französisch oder Spanisch. Bei der Übersetzung aus einer modernen Fremdsprache ins Deutsche spielt die Bedeutung der Wörter die zentrale Rolle. Man muss sich z.b. kaum Gedanken über Formen und Grammatik machen, um einen Satz wie "I see the cat" schnell und richtig ins Deutsche zu übersetzen, sondern es reicht im Grunde, wenn man weiß, was die Einzelwörter 'I', 'see' und 'cat' bedeuten. Der Sinn kommt dann quasi von alleine raus, wenn man all diese Bedeutungen "zusammenfügt". Auf diese Weise würde eine Übersetzung aus dem Altgriechischen jedoch niemals funktioneren, aus zwei Gründen: (a) zum einen ist diese Sprache sehr komplex, d.h. sehr sehr reich an Formen und Vokabeln (viel mehr als es im Hebräischen oder im Lateinischen der Fall ist); (b) zum anderen sind die Aussagen und Intentionen der meisten altgriechischen Texte unserer Kultur und unserer Wahrnehmung der Welt sehr fern und uns sehr fremd, d.h. es ist unmöglich (besonders für Anfänger), den Sinn eines Satzes oder eines Abschnittes nur mit Hilfe der Grundbedeutungen der Wörter richtig zu "raten" (bei Platon ganz besonders, aber sehr oft auch im Neuen Testament). Daher muss beim Altgriechischen die deutsche Übersetzung zunächst und primär als Produkt der sorgfältigen Bestimmung der Einzelformen und aus der Analyse des gesamten Satzes 3 (Subjekt, Prädikat, Objekt, weitere Bestandteile wie Zeit- und Ortsangaben, Hauptund Nebensätze usw.) entstehen. Dies ist der einzige Weg zum Erfolg. Nutzt also den leichten Einstieg dieser ersten zwei Lektionen, um von Anfang an die richtige Übersetzungsmethode zu lernen, auch wenn die folgenden Sätze i.d.r. recht einfach sind. An drei Richtlinien soll man sich unbedingt halten: (1) im Griechischen muss man immer auf die Details achten! 3 Vgl. SCHOEBE, Elementargrammatik 29-30. 20
(2) zunächst Formenbestimmung und Satzanalyse, und erst danach die Übersetzung! Oder, anders formuliert: Nach Grammatik übersetzen, nicht nach einem vermeintlichen Sinn! Der Sinn kommt, wenn überhaupt, erst am Ende raus. (3) zunächst eine ganz ganz wörtliche Übersetzung (so wörtlich, wie es nur geht), und erst danach, darauf aufbauend, eine "schönere"! 21
Hinweis: Die Zeichen und sowie die "wellenartigen" Unterstreichungen kennzeichen Wörter, die grammatikalisch zusammengehören (sie bilden sozusagen "Wortblöcke"), selbst wenn sie im Satz manchmal fern voneinander stehen. Diese Zeichen sind lediglich eine Orientierungshilfe für die Anfänger, kein echter Bestandteil des griechischen Textes! A 1 ὁ σοφὸς τοὺς τῶν ἀνθρώπων τρόπους γιγνώσκει. A 2 οὐ γιγνώσκεις, ὦ φίλε, τοὺς τοῦ βίου πόνους καὶ κινδύνους. A 3 "ἆρα πιστεύεις, ὦ Θεόφιλε, τοῖς τοῦ Ἰησοῦ λόγοις ; " "πιστεύω." A 4 θαυμάζω, ὦ ἑταῖροι, ὅτι οὐ δοκιμάζετε τοὺς τῶν ἀγγέλων λόγους. A 5 ἐν τοῖς κινδύνοις τοὺς τῶν φίλων τρόπους γιγνώσκομεν. A 6 :1 μὴ πιστεύετε, ὦ Ἀθηναῖοι, τοῖς τοῦ Ἀλεξάνδρου λόγοις! A 6 :2 οὐ πιστεύετε, ὦ Ἀθηναῖοι, τοῖς τοῦ Ἀλεξάνδρου λόγοις. A 7 τῷ χρόνῳ μὴ πίστευε! A 8 πόθεν ἥκεις ; A 9 ποῦ μένεις ; 22
A 10 ποῖ φεύγεις ; A 11 τί λέγεις ; A 12 οὐ μανθάνω, τί λέγουσι(ν) οἱ ξένοι. A 13 ἆρ οὐκ ἀκούετε οὐδὲ μανθάνετε, τί λέγομεν ; Hilfen: 1 ὁ σοφός, -φ οῦ der Weise ὁ τρόπος, -π ου Art und Weise im Pl.: Lebensart, Charakter γι(γ)νώσκ ω kennen, erkennen (gelegentlich auch: wissen) 2 οὐ Nebenformen: (vor Verb:) nicht, (vor Substantiv:) kein [Verneinung/Negation : verneint Tatsachen] - vor Lenis (ἀ) : οὐκ - vor Asper (ἁ) : οὐχ ὁ φίλος, -λ ου Freund, Angehöriger/e ὦ 'oh ' (Anrufspartikel immer mit dem Kasus Vokativ) ὁ βίος, βί ου Leben ὁ πόνος, -ν ου 1. Leiden, Schmerz 2. Mühe, Schwierigkeit ὁ κίνδυνος, -ν ου Gefahr, Risiko 3 ἆρα ; vor Vokal: ἆρ ; = '?' (Fragepartikel, leitet direkte Fragen ein, wird nicht direkt, d.h. als Wort, übersetzt, sondern als '?') Elision Interpunktion im Gr. πιστεύ ω 1. glauben 2. vertrauen, sich verlassen auf ὁ λόγος, -γ ου 1. Wort 2. Rede 3. Gedanke 4 θαυμάζ ω bewundern, sich wundern ὁ ἑταῖρος, -ρ ου Gefährte, (enge) Freund ὅτι Subjunktion (= Element, das einen Nebensatz einleitet Synonym: 'Konnektor') 1. 'dass' (Objektsatz) 2. 'weil' (Kausalsatz) δοκιμάζ ω 1. (über)prüfen 2. beurteilen ὁ ἄγγελος, -λ ου [γγ = ng] 1. Bote 2. Engel 23
5 ἐν mit Dat. in [i.s.v. "in etwas drin", räumlich - Präposition, antwortet auf die Frage : 'Wo?'] WICHTIG: bei einer Präposition lerne immer auch gleich den griechischen Kasus mit dazu! 6 μή (vor Verb:) nicht, (vor Substantiv:) kein [Verneinung/Negation : lehnt einen Gedanken ab: z.b. Gebote, Wünsche, Absichten, Bedingungen] {ὁ Ἀλέξανδρος, -ρ ου Alexander (der Große) männlicher Eigenname} {ὁ Ἀθηναῖος, -ναί ου Bewohner von Athen; Athener} 7 ὁ χρόνος, -ν ου Zeit 8 πόθεν ; woher? von wo? (Ortsadverb unveränderlich) ἥκ ω kommen 9 ποῦ ; wo? (Ortsadverb unveränderlich) μέν ω bleiben 10 ποῖ ; wohin? (Ortsadverb unveränderlich) φεύγ ω + Akk. 11 τί ; hat immer den Akut, auch wenn ein anderes Wort folgt, gegen die Akzentregel! λέγ ω (vor etw) fliehen; (etw) meiden 1. was? 2. warum? (Fragepronomen, Neutrum, Sg.) 12 μανθάν ω 1. lernen 2. verstehen, begreifen ὁ ξένος, -ν ου Fremde 13 ἀκού ω + Akk. (jdn/etw) hören οὐδέ vor Vokal: οὐδ 1. sagen 2. sprechen, reden 3. mit doppelten Akkusativ: etwas (be)nennen, etwas bezeichnen als und nicht, auch nicht, aber nicht Elision 24
III. Die Neutra der O-Deklination Teil B Kasus Singular N τὸ τέκν ον -ον das Kind (Subjekt) G τοῦ τέκν ου -ου des Kindes D τῷ τέκν ῳ -ῳ 1 dem Kind 2 für das Kind 3 durch das Kind 4 wegen des Kindes A τὸ τέκν ον -ον das Kind (Objekt) {V (ὦ) τέκν ον -ον (oh) Kind} = N Plural N τὰ τέκν ᾰ -ᾰ die Kinder (Subjekt) G τῶν τέκν ων -ων der Kinder D τοῖς τέκν οις -οις 1 den Kindern 2 für die Kinder 3 durch die Kinder 4 wegen der Kinder A τὰ τέκν ᾰ -ᾰ die Kinder (Objekt) {V (ὦ) τέκν ᾰ -ᾰ (oh) Kinder} = N Teil B Übungssätze: B 1 οἱ ἀπόστολοι κηρύττουσι(ν) τὸ εὐαγγέλιον. B 2 ὁ κόσμος ἔργον τοῦ θεοῦ ἐστι(ν). B 3 τὰ τοῦ θεοῦ ἔργα θαυμάζομεν. B 4 τέκνα τοῦ θεοῦ ἐσμεν. B 5 τὰ δένδρα καρποὺς φέρει. B 6 τὰ ἄστρα ἔργα ἐστὶ(ν) τοῦ θεοῦ. 25
B 7 τὰ δῶρα τοὺς φίλους εὐφραίνει. B 8 τὰ ἀγαθὰ δένδρα ἀγαθοὺς καρποὺς φέρει. B 9 χαλεπὰ τὰ καλά (ἐστιν). B 10 κοινὰ τὰ τῶν φίλων (ἐστίν). Hilfen: 1 ὁ ἀπόστολος, -όλ ου Apostel (wörtlich 'der Abgesandte') κηρύττ ω bzw. κηρύσσ ω an-/ver-kündigen, mitteilen τὸ εὐαγγέλιον, -ί ου Frohe Botschaft, Evangelium 2 ὁ κόσμος, -μ ου Kosmos, Welt, All (in christlichen Texten oft negativ gefärbt, d.h. als negativer Gegensatz zum Himmel) τὸ ἔργον, -γ ου Werk, Tat!! ἐστι(ν) (bzw. ἐστί ν) '(er/sie/es) ist' (Indik. Präs., 3. Sg.) 3 ὁ θεός, θε οῦ Gott 4!! ἐσμεν (bzw. ἐσμέ ν) '(wir) sind' (Indik. Präs., 1. Pl.) 5 τὸ δένδρον, -ρ ου Baum ὁ καρπός, -π οῦ Frucht φέρ ω tragen, (hin)bringen 6 τὸ ἄστρον, -ρ ου Stern 7 τὸ δῶρον, -ρ ου Geschenk, Gabe εὐφραίν ω jdn erfreuen ['jdn' = 'jemanden'] 8 ἀγαθ-ός, -ή, -όν Adj. gut-er, -e, -es 9 χαλεπ-ός, -ή, -όν Adj. schwierig-er, -e, -es / schwer-er, -e, -es Art. n. Pl. τά + Gen. 'die (Dinge/Sachen/Angelegenheiten) ' z.b. τὰ τοῦ θεοῦ "die Angelegenheiten Gottes" καλ-ός, -ή, -όν Adj. schön-er, -e, -es auch i.s.v. 'gut', 'vortefflich', 'tüchtig' 10 κοιν-ός, -ή, -όν Adj. gemeinsam-er, -e, -es 26
Der griechische NOMINALSATZ Ein Nominalsatz ist ein Satz mit einer Form von 'sein' als Verb, z.b.: 'Gott ist gut.' 'Uwe war schlau.' 'Ihr werdet fleißig sein.' Ein Nominalsatz besteht aus drei Teilen: 1 Subjekt (i.d.r. ein Nomen, d.h. ein Substantiv) 2 eine Form vom Verb 'sein' (auch copula genannt, d.h. Verbindung zwischen dem ersten und dritten Element) 3 das sog. Prädikatsnomen [abgek. 'PN'], i.d.r. ein Adjektiv (aber manchmal auch ein Substantiv), das den eigentlichen "Kern" der Aussage bildet, d.h. jene Information beinhaltet, die der Satz vermitteln will. Sowohl das Subjekt als auch das PN stehen im Nominativ. Anders als der "normale" Verbalsatz, der Handlungen und Prozesse ('Uwe schwimmt.', 'Die Kinder kamen gestern vorbei.') beschreibt, ist der Nominalsatz sozusagen "statisch", d.h. seine Funktion ist, Eigenschaften zu beschreiben. Auf Altgriechisch kommt es oft vor, dass das Verb 'sein' fehlt, so dass der Nominalsatz nur aus Subjekt und Prädikatsnomen besteht, d.h. man hat zweigliedrige Sätze dieser Art: 'Gott gut.' 'Gott Liebe.' 'Gott Licht.' statt 'Gott ist gut.' 'Gott ist Liebe.' 'Gott ist Licht.' In diesem Falle spricht man von Ellipse (= Auslassung) des Verbes, oder man sagt, dass der Nominalsatz elliptisch ist. Es gibt eine sehr wichtige Regel bezüglich des gr. Nominalsatzes, die man unbedingt auswendig können muss: das Subjekt hat immer den bestimmten Artikel, das PN hingegen nie. Oder, noch einfacher formuliert: Das Element mit dem bestimmten Artikel ist immer das Subjekt. Diese Regel hilft einem/-r dabei, Subjekt und PN auseinander zu halten, was auf Altgriechisch sehr oft keineswegs einfach ist. 27
Als Musterbeispiel für diese Grundstruktur des altgriechischen Nominalsatzes lerne folgenden Satz auswendig: ὁ θεὸς ἀγαθός ἐστιν. 'Gott ist gut.' - am ἐστιν erkennt man, dass das ein Nominalsatz ist - ὁ θεός hat den bestimmten Artikel (ὁ), also muss es das Subjekt sein. - ἀγαθός hat keinen bestimmten Artikel, also muss es das PN sein. (Nominalsätze, die von dieser Grundstruktur abweichen, gibt es zwar, aber sie sind wirklich selten. Die meisten davon sind außerdem nur scheinbare Ausnahmen.) Lerne außerdem die Bedeutung der grammatikalischen Begriffe - 'Prädikatsnomen' - Verb 'sein' als copula (i.s.v. etwas sein, z.b. gut, fern, schön, böse sein) - Verb 'sein' als Vollverb (= dasein, existieren, es geben)! Das Neutrum Plural und sein Verb Eine auffällige Besonderheit der altgriechischen Sprache ist, dass, wenn ein Neutrum Plural Subjekt im Satz ist, das Verb im Singular steht, z.b.: τὰ ἄστρα λάμπ ει 'Die Sterne leuchten (wörtlich: leuchtet).' τὰ τέκνα παίζ ει 'Die Kinder spielen (wörtlich: spielt).' (Ein Grund dafür mag darin zu sehen sein, dass das Neutrum Plural von den altgriechischen Sprechern als "Block", d.h. als einheitliche Gruppe empfunden wurde, d.h. bei einem Ausdruck wie τὰ τέκνα sah man nicht die vielen einzelnen Kinder wie wir es tun, sondern eher die Gesamtkategorie 'Kind'.) 28
Teil C IV. Das Verb εἰμί 'sein' Indikativ Präsens St. εἰ- / ἐσ- enklitisch Besonderheit ich bin Sg. 1. εἰ μί εἰμι du bist 2. εἶ εἶ (! ) εἶ ist nie enklitisch er/sie/es ist 3. ἐσ τίν ἐστιν zur Form ἔστιν vgl. Satz C 8 hier unten wir sind Pl. 1. ἐσ μέν ἐσμεν ihr seid 2. ἐσ τέ ἐστε sie sind 3. εἰ σί(ν) εἰσι(ν) Infinitiv Präsens (zu) sein εἶ ναι Imperativ Präsens du sollst sein! / sei (du)! Sg. 2. ἴσ θι (ἰσ-) er/sie/es soll sein! 3. ἔσ τω V. Das Phänomen der Enklise (= Tonanlehnung von bestimmten Wörtern an das vorhergehende Wort) VI. Die Possessivpronomina der 1. und 2. Person Sg. (μου, σου) 29
Teil C Übungssätze: C 1 ὁ μὲν θεὸς κύριός ἐστι(ν) τῶν ἀνθρώπων, οἱ δὲ ἄνθρωποι δοῦλοί εἰσι(ν) τοῦ θεοῦ. C 2»Ἐγώ εἰμι κύριος, ὁ θεός σου«, λέγει ὁ θεός. C 3 ποῦ ἐστι(ν) ὁ ἀδελφός σου ; C 4 διὰ τί οὐ πιστεύεις τοῖς λόγοις μου ; C 5 ἄνθρωποί ἐσμεν. C 6 φίλοι μού ἐστε. C 7 ποῦ εἶ, ὦ Θεόφιλε ; C 8 λέγουσι(ν) οἱ μωροί»οὐκ ἔ στι(ν) ὁ θεός«. Hilfen: 1 μέν δέ (festes Partikelpaar: hebt einander entsprechende Satzteile ab 1 i.d.r. bleibt es unübersetzt 2 nur wenn inhaltlich, d.h. vom Sinn her, ein Gegensatz vorliegt, kann man es mit "zwar [μέν], aber [δέ] ", "einerseits [μέν], andererseits [δέ] ", "zum einen [μέν], zum anderen [δέ] " ) wiedergeben μέν alleinstehend (bleibt meist unübersetzt) ὁ μέν ὁ δέ der eine, der andere [in allen Kasus und Genera möglich!] Variante: ὃς μέν ὃς δέ ὁ κύριος, -ί ου Herr, Herrscher ὁ ἄνθρωπος, -π ου Mensch ὁ δοῦλος, -λ ου Diener, Sklave, Knecht 2 ἐγώ 'ich' (Personalpronomen, 1. Pers. Sg., im Nominativ) σου (wörtlich: 'von dir', hier i.s.v.) 'deiner, -e, -es' 30
Gen. Sg. des Personalpronomens 'du', hier als Possessivpronomen verwendet 3 ὁ ἀδελφός, -φ οῦ Bruder 4 διά mit Akk. 'wegen', 'aufgrund', 'mittels' (meist kausal Präposition) διὰ τί ; μου (wörtlich : 'durch was?', hier i.s.v.) 'weswegen?', 'warum?' (wörtlich : 'von mir', hier i.s.v.) 'meiner, -e, -es' Gen. Sg. des Personalpronomens 'ich', hier als Possessivpronomen verwendet 8 ὁ μωρός, -ρ οῦ Tor, Wahnsinnige ἔ σ τι(ν) Diese Akzentuierung auf der ersten Silbe liegt dann vor, (1.) wenn ἔστιν Vollverb ('sein' = 'existieren', 'dasein') ist, (2.) oder wenn ἔστιν nach οὐκ 'nicht' ὡς 'dass' / 'wie' εἰ 'wenn' καί 'und' τοῦτο (τοῦτ ) 'dieses' ἀλλά (ἀλλ ) 'aber', 'sondern' steht. 31